Nach der Niederlage vor Moskau im Winter 1941-42 und der Katastrophe der 6. Armee vor Stalingrad im Winter 1942-43, war der Sommer 1943 die Zeit, in der endgültig entschieden werden würde, welche Seite in dem gigantischen Ringen hinfort die Initiative hätte. Zwei Monat nach der Kapitulation
„Ich habe mich entschlossen, sobald die Wetterlage es zuläßt, als ersten der diesjährigen Angriffsschläge den Angriff ,Zitadelle' zu führen. Diesem Angriff kommt daher ausschlaggebende Bedeutung zu. Er muß schnell und durchschlagend gelingen. Er muß uns die Initiative für dieses Frühjahr und Sommer in die Hand geben. Deshalb sind alle Vorbereitungen mit größter Umsicht und Tatkraft durchzuführen. Die besten Verbände, die besten Waffen, die besten Führer, große Munitionsmengen sind an den Schwerpunkten einzusetzen. Jeder Führer, jeder Mann muß von der entscheidenden Bedeutung dieses Angriffs durchdrungen sein. Der Sieg von Kursk muß für die Welt wie ein Fanal wirken." Als operatives Angriffsziel wurde bezeichnet: „Ziel des Angriffs ist, durch scharf zusammengefaßten, rücksichtslos und schnell durchgeführten Vorstoß je einer Angriffsarmee aus dem Gebiet Belgorod und südlich Orel die im Gebiet Kursk befindlichen Feindkräfte einzukesseln und durch konzentrischen Angriff zu vernichten."
Auf der russischen Seite, ebenfalls im April wurde die wahrscheinliche Lage gesehen, wie es Schukow beschreibt:
„Den ganzen Tag hindurch arbeitete ich mit Wassilewski und seinem Stellvertreter Antonow an den Unterlagen für den Vortrag bei Stalin. Vom frühen Morgen an saßen wir zu dritt über dieser Arbeit. Da zwischen uns völlige Übereinstimmung bestand, war bis zum Abend alles fertig. Antonow galt mit Recht als vorzüglicher Meister der Stabskultur, während wir den Konspekt des Berichts an Stalin aufsetzten, entwarf er schnell die Lagekarte und den Kartenplan der Handlungen der Fronten im Raum des Kursker Bogens.
Wir waren von politischen, wirtschaftlichen und militärstrategischen Erwägungen ausgegangen und zu der Ansicht gelangt, dass es den Faschisten darauf ankäme, sich um jeden Preis an der Front vom Finnischen Meerbusen bis zum Asowschen Meer zu halten. Sie waren gewiss in der Lage, ihre Truppen in einer strategischen Richtung gut auszurüsten und eine große Angriffsoperation im Raum des Kursker Bogens zu organisieren, um die Truppen der Zentral- und der Woronescher Front zu zerschlagen. Das könnte die strategische Gesamtlage zugunsten ihrer Truppen ändern, ganz zu schweigen davon, dass die gesamte Front dadurch wesentlich verkürzt und die allgemeine operative Dichte ihrer Verteidigung erhöht worden wäre.
Die Lage im Kursker Bogen gestattete es, in der allgemeinen Richtung Kursk zwei entgegenstrebende Stöße zu führen: einen aus dem Raum südlich Orjol und einen aus dem Raum Belgorod. Es wurde angenommen, dass das faschistische Oberkommando an den übrigen Abschnitten in der Verteidigung bliebe, da es ihm hier nach unseren Berechnungen an Kräften für Angriffsoperationen fehlte.
Am Abend des 12. April fuhren Wassilewski, Antonow und ich ins Hauptquartier. Stalin hörte uns so aufmerksam an wie wohl nie zuvor. Er stimmte uns zu, dass die Hauptanstrengungen auf den Raum Kursk konzentriert werden müssten, äußerte aber nach wie vor Sorgen wegen der Moskauer Richtung.
Bei der Besprechung des Planes unserer Handlungen gelangten wir zu dem Schluss, dass eine stabile tiefgestaffelte Verteidigung in den wichtigsten Richtungen, vor allem im Kursker Bogen, aufgebaut werden müsste.
Entsprechende Direktiven gingen an die Oberbefehlshaber der Fronten. Die Truppen begannen sich tief in die Erde einzugraben. Weiter trafen wir Vorsorge, die strategischen Reserven des Hauptquartiers so nahe wie möglich an die meistgefährdeten Räume heranzubringen.
Somit wurde schon Mitte April vom Hauptquartier ein vorläufiger Entschluss für die planmäßige Verteidigung gefasst. (Hervorheb. durch den Autor).
Das Hauptquartier hielt die Woronescher, die Zentral- die Südwest- und die Briansker Front für die aktiven Hauptfronten der ersten Etappe des Sommerfeldzuges. Hier würden nach unseren Berechnungen die wichtigsten Ereignisse abrollen. Wir wollten der zu erwartenden Offensive mit einer mächtigen Verteidigung begegnen, dem Gegner eine Niederlage beibringen, in erster Linie seine Panzergruppierung zerschlagen, und ihm im Gegenangriff endgültig schlagen. Wir beschlossen, zugleich mit dem Plan der Verteidigung und des Gegenangriffes einen Plan der Angriffshandlungen auszuarbeiten. Sollte sich die Offensive des Gegners jedoch länger hinauszögern, so wollten wir sie nicht erst abwarten.
Unsere Verteidigung war uns also keineswegs aufgezwungen, sondern ausgesprochen planmäßig. Den Zeitpunkt für die Offensive machte das Hauptquartier von der Lage abhängig. Sie sollte nicht überstürzt, aber auch nicht auf die lange Bank geschoben werden. (Hervorh. durch den Autor).
G.K.Shukow, Erinnerungen und Gedanken, , Berlin 1987, S. 146 f.
Der astrologischen Betrachtung stellt sich die Frage: wie konnte es dazu kommen, dass die beiden stärksten Landarmeen der Welt auf Tod und Leben miteinander um die Weltherrschaft rangen?
bis zum 17.12. 1946, enthaltend alle Menschenkatastrophen dieser 7 Jahre. Entsprechend sieht es aus:
„Die Verteidigungsoperation der Woronescher und der Zentralfront dauerte vom 5. Bis zum 23. Juli. Ab 12. Juli traten die 5. Gardepanzerarmee und die 5. Allgemeine Armee der Steppenfront, die der Woronescher Front unterstellt wurden, in die Verteidigungsschlacht ein.
Insgesamt währte die gegnerische Offensive knapp eine Woche und konnte am 12. Juli zum Erliegen gebracht werden. Der Gegner hatte hohe Verluste erlitten und war am Nord- und Südabschnitt des Kursker Bogens nur 12 bis 35 Kilometer vorangekommen. So musste er den Angriff einstellen und sich zurückziehen. Die Faschisten konnten ihren Operationsplan ‚Zitadelle‘ nicht verwirklichen, nachdem sie unsere Truppen am vierten Angriffstag eingeschlossen haben wollten. Unsere Verteidigung erwies sich als stärker. Und damit hatten wir die notwendigen Voraussetzungen für den Übergang zur geplanten Gegenoffensive geschaffen. Fragt man nach dem wichtigsten Ergebnis der Verteidigungsschlacht, so müsste meines Erachtens die Zerschlagung der deutschen Panzerverbände genannt werden, denn dadurch entstand ein für uns besonders günstiges Kräfteverhältnis bei dieser bedeutenden Waffengattung. Wesentlich trug dazu der Gewinn der großen Panzerbegegnungsschlacht südlich Prochorowka bei. Ich bin Zeuge dieses wahrhaft titanischen Duells zweier stählerner Armaden gewesen, das am 12. Juli am Südabschnitt des Kursker Bogens stattgefunden hatte. Bis zu 1200 Panzer und Selbstfahrlafetten waren daran beteiligt. Aus dieser Zeit existiert noch ein Dokument, das ich am 14. Juli aus diesem Raum an den Obersten Befehlshaber geschickt habe und das beredtes Zeugnis von dem Geschehen ablegt.
„Gemäß Ihrer persönlichen Weisung halte ich mich seit den Abendstunden des 9. 7. 43 ständig bei den Truppen Rotmistrows und Shadows in der Richtung Prochorowka und in der Südrichtung auf. Der Gegner setzt nach wie vor an der Front Shadows und Rotmistrows seine massierten Panzerangriffe und- Gegenangriffe gegen unsere Panzertruppenteile fort. Bei der Armee Krjutschenkins war eine Durchbruchstelle entstanden, durch die dem Rücken der Hauptkräfte Rotmistrows und einem Korps Shadows ernste Gefahr drohte. Um sie zu schließen, mussten zwei mechanisierte Brigaden aus dem 5. Mechanisierten Korps und einige Truppenteile Rotmistrows bereitgestellt und in den Raum Schachowo -Awdejewka -Alexandrowka verlegt werden. Zur Liquidierung des Durchbruchs bei der Armee Shadows mussten am 12.7.43 die übrigen Truppenteile des 5. Mechanisierten Korps in die Räume Wesjoly, Wassiljewka und Petrowka geworfen werden. Dadurch wurde die Wucht des Hauptstoßes Rotmistrows aus Richtung Prochorowka nach Südwesten erheblich abgeschwächt. Aus Beobachtungen des Gefechtsverlaufs und aus Gefangenenaussagen möchte ich schlussfolgern dass der Gegner, trotz seiner gewaltigen Verluste, weiterhin daran festhält, unbedingt nach Obojan und Kursk durchzubrechen. Gestern beobachtete ich persönlich südwestlich Prochorowka ein Panzergefecht zwischen unserem 18. und 29. Korps und über 300 gegnerischen Panzern im Gegenangriff. Gleichzeitig nahmen an der Schlacht Hunderte von Geschützen und alle unsere verfügbaren Werfer teil. Nach einer Stunde war das ganze Gefechtsfeld von brennenden deutschen und sowjetischen Panzern übersät.
Innerhalb von zwei Tagen verlor das 29. Panzerkorps Rotmistrows 60 Prozent und das 18. Kops 30 Prozent seiner Panzer: Die Verluste im 5. Mechanisierten Korps sind unerheblich. Auch für morgen halte ich einen gegnerischen Panzerdurchbruch von Süden in den Raum Schaowo-Awdejewka-Alexandrowka für möglich. Noch heute Nacht werde ich Maßnahmen einleiten, um hierher das ganze 5. Mechanisierte Korps, die 32. Motorisierte Brigade und 4 Panzerjägerregimenter zu verlegen. Angesichts der starken gegnerischen Panzerkräfte in Richtung Prochorowka wurde den Hauptkräften Rotmistrows und einem Schützenkorps Shadows für den 14. 7. die begrenzte Aufgabe gestellt, den Gegner im Raum Storoshewoje-nördlich Storoshewoje-Sowchos ‚Komsomolez‘ zu zerschlagen, die Linie Grjasnoje-Jasnaja Polina zu erreichen und damit die Richtung Prochorowka zuverlässig zu decken.
Auch morgen ist hier eine Panzerbegegnungsschlacht nicht ausgeschlossen. Gegen die Woronescher Front handeln hier nach wie vor nicht weniger als 11 Panzerdivisionen, die systematisch aufgefüllt werden.
Die Meldung hat sich verzögert, da ich spät von der Front zurückgekommen bin. 14.7.43, 2:47 Uhr. Aus der 5. Gardepanzerarmee.“
Die Zweite Etappe der Kursker Schlacht begann am 12. Juli und dauerte bis zum 23. August.“
Wassiliewsky, Sache des ganzen Lebens, Berlin 1977, S. 307 f.
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