Dienstag, 9. Juni 2020

Vom Geist des 13. Jahrhunderts: Zitate zur AURORA (vermutlich) des Thomas v. Aquin

Notizen zur 'Aurora'


über die Verbindung von Geist und Natur
im 13. Jahrhundert




  die "Schwester- Galaxie" AURORA"




ein einfaches Gleichnis für das Äußere gespiegelt im Inneren:
oben:  einen vorhandenen Bewusstseinskern “Ich”
unten: dasselbe mit vertieftem und erweitertem Bewusstsein



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Marie Louise v. Franz,
Kommentar zur AURORA
C.G.Jung, Mysterium Coniunctionis III
(§ = Paragraphen)
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 131
… ist der Alchemist ein Mensch, der das “göttliche Geheimnis” des Unbewussten sucht, das er in die Materie projiziert, und in diesem Sinne ist jeder ein Alchemist, der sich um eine individuelle, unmittelbare Gestaltung eines Erlebens des Unbewussten bemüht.

 133
Petrus Bonus: Pretiosa Margarita Novella. “Das Werk geschehe durch die Hinzufügung des geheimnisvollen Steines, der mit den Sinnen nicht faßbar sei, sondern allein durch den Intellekt, durch Inspiration oder göttliche Offenbarung, oder durch die Lehre eines Wissenden”.

 141
“Der Baum symbolisiert den Individuationesprozess in seinen Aspekten des Gelebtwerdens wie der Bewustwerdung, der ‘Gnosis’.

142
 Die Seele sei das Grenzensetzende und dadurch die Form des Körpers. “Die an sich formlose Materie empfängt ihr aktuelles So-Sein nur insoweit sie durch die Seele Form erhällt.”
Aristoteles: “Feuerstein” kann unerschöpflich Feuer spenden.

142
Sapientia ein Feuer das unerschöpflich weiter zündet.

145
Feuersymbolik des heiligen Geistes. Die archetypische Vorstellung einer kosmischen, göttlichen, “ bewusstseinsfähigen” Energie.
“intellectus agens” Avicenna, Ibn Sina (980 -1037)

“intellectus agens – eine kosmische Realität”, deren Ausstrahlung mit derjenigen des Lichts verglichen warden könnte. “Buch von der Genesung der Seele”.

146
 “Diese Intelligentia  wohnt in den Planetensphären und ist eine außerseelische in der Natur vorhandene Grundkraft und Wurzel alles menschlichen Erkennens.”

Anm. 56 nach “Avicenna gibt es viele solcher Intelligenzen, die die einzelnen Planetensphären  beherrschen; die, welche auf den Menschen einwirkt ist die sublunare Intelligenz.”

“Wenn die menschliche Seele mir dem >>intellectus agens>> in Berührung kommt, so wird sie ‘denkend’. und wenn sie sich in ‘genialer Vermutung’ bis zu ihm erhebt, dann strömt eine heilige Kraft in sie ein, welche die Prophetie bewirkt.”

“Der ‘intellektus agens’ im Kosmos bei AVICENNA entspricht nämlich der Idee eines bewusstseinsähnlichen Sinnes im objektiven physikalischen Naturgeschehen und entspricht damit  JUNG’s Begriff eines absoluten Wissens.”


147
“Nach AVICENNA ist nun das  menschliche Ich dem ‘intellectus agens’ (gegenüber) rezeptiv eingestellt.  Wir wissen heute, dass tatsächlich jedes Denken im ‘abaissement du niveau mental’ bedarf um an jenes Wissen heranzukommen.”

‘nous poiätikos’ ”dejenige westliche Begriff, der der Chinestschen Idee des TAO am nächsten Kommt.”

148 
männlicher Begriff ‘intellectus agens’ (AVICENNA).
 ‘sapientia DEI “gerät in die Nähe des archetypischen Anima-Bildes.’

150 
“Der Begriff des ’intellectus agens’ deckt sich pdychologisch weitgehend mit der JUNG’schen Auffassung einer ‘Luminosität’ (eines dämmerhaften Bewusstseins) der archetypischen Inhalte im Unbewussten … Schluß: “dass die Archetypen entsprechend der kosmischen Funktion des nous einen nicht-psychischen (psychoiden) Aspekt besitzen müssen, der sie sogar als anordnende Faktoren im physikalischen Raum-Zeit-Kontinuum erscheinen lässt.”

150
 “ in modern psychologische Termini übersetzt: …dass in der Natur und im kollektiven Unbewussten eine Art von objektiven Bewusstsein oder Geist, zum mindesten potentiell existiert, von dem sich das irdische Ichbewusstsein sekundär herleitet und auch dadurch jede Erweiterung erhält, dass es von ihm ‘erleuchtet’ wird.”

 152
Praktisch bedeutet die Luminusität der Archetypen nichts anderes, als dass letztere nicht nur die Formen und den Sinn unserer Instinkte darstellen, sondern gleichzeitig eine Art  “eigener bewusstseinsähnlicher Intelligenz” entwickeln, die nicht mit derjenigen des Ichbewusstseins koinzidiert.; infolgedessen vermittelt ein im Unbewussten konstellierter Archetypus Einfälle, Vorstellungen, Erkenntnisse, *) Inspirationen, ahnungsvolles Wissen um Dinge die es eigentlich nicht wissen könnte”

*): hinzuzufügen wären: Begegnungen, Träume, Handlungen.
152 
Anm. “Zentralsonne … die dem Archetypus des Selbst entspricht, dem Regulationszentrum der gesamten psychischen Vorgänge.”

152
 Sapientia DEI (Weisheit Gottes) = ‘tinctura’ (SENIOR)… eine weibliche Personification des kollektiven Unbewussten, und insofern sie die ‘rationes‘ alle in Eines zusammenfasst, ist sie auch eine weibliche Erscheinungsform der imago DEI (d.i. des Selbst) in der menschlichen Seele.

“die schöpferische Essenz Gottes und der Seele”

wird erst frei “durch subtiles Meditieren” … “geklärten Geist”.

tinktura … innerseelisches Fließen des Geistes

SENIOR – liquefaction (Verflüssigung) “aus der Essenz der Seele fließende Funktion” “alchemistische Metallverwandlung”

”Es gehört nämlich nach St. Thomas besonders zu den Eigenschaften der Seele eines von der sapientia Erleuchteten, dass ihm per virtutem DEI auch die Materie außerhalb seines Körpers gehorche.”

“Seele kann in das physische Naturgeschehen verändernd einwirken.”

“Gott gibt “Sein produzieren zu dürfen”.

154
Anm. “… solche intermediären ‘causae’ im Naturgeschehen, deren Gott sich instrumentell bedient sind z.B. die Himmelskörper”.  Seele als ‘causa secunda’ nach Gott.

156 Albertus Magnus:

“fand ich, dass (wirklich) die Emotionalität (affectio)
der menschlichen Seele
die Hauptwurzel
all dieser Dinge ist.”

“sei es entweder, dass sie wegen ihrer großen Emotion … oder wegen ihrer Würde … sei es dass mit einem solchen über alle Grenzen hinausgehenden Affekt die passende Sternstunde oder die astrologische Situation oder eine andere Kraft parallel
läuft und wir (infolgedessen glauben, dass das, was diese Kraft mache, dann von der Seele bewirkt würde”





157            
            Wissenschaft ist die Herstellung der Bildzeichen … “ die Materie gehorcht der Seele”.

176

“und wisset, gesamte Versammlung, dass
die Dichte der 4 Elemente
auf der Erde ruht …”

160
 “ferner bilden dabei auch die Sterne einen vermittelnden Faktor, indem sie die Seele der unteren Welt affizieren.

Psychologisch ausgedrückt snd die Sternenkonstellationen am Himmel der Ort, an welchem die Archetypen des Kollektiven Unbewussten projiziert erscheinen, wobei – im Gegensatz zu Mythen, Märchen und anderen Ausgestaltungen der Archetypen , deren Zeitqualität mitberücksichttigt ist.

Tatsächlich ist nun auch die individuelle Psyche instrumentell der Ort der Verwirklichung des an sich überpersönlichen und teilweise sogar nicht-psychischen
Archetypus.
Letzterer wird konstelliert, d. h. zu einer verwirklichbaren sich real auswirkenden Macht nur dann, wenn eine spezifische Einstellung des Bewusstseins vorherrscht, was AVICENNA zu formulieren versucht, wenn er betont, dass die Konstellation durch die “scientia”, das heißt den “richtigen” intelletus geschehe. Scientia ist die Herstellung der richtigen I,agination – der richtigen Symbole.

161
Das “Fließen” des Geistes bedeutet ein Ergriffenwerden von der Sapientia, wodurch die Seele des Alchimisten nicht nur Erkenntnis sondern auch magische Wriksamkeit im Bereich der Materie erlangt,

Durch das Lasen des “liber aggretiationis” nämlich” …”gerät der Geist in Fluss und folgt seinem Begehren …”

162
“ dem natürlichen Gefälle der psychischen Energie in sich selber nachzugehen beginnen …”
“concupiscentia = letztlich der Naturtrieb jedes Wesens zur “eigenen Vollendung”

163
Die ‘Weltseele’ nannte der Neuplatoniker CELSUS eine fließende Kraft und der Alchemist ZOSIMOS eine “weibliche Kraft”.

169
Corpus Hermeticum:
wonach Gott alles Sichtbare durch Imagination (gr. phantasia) hervorgebracht habe, und sich infolgedessen in allem manifestiere …Er ist in allem gegenwärtig und ist das Sichtbare und das Unsichtbare, das Seiende und das Nichtseiende das er für sich behielt”. Somit ist in der sichtbaren Welt die schöpferische ‘phantasia’ Gottes enthalten, die sich den Auserwählten manifestieren kann. Gott ist nämlich die wirkende Kraft in allen Dingen … und alles ist voll Seele und bewegt sich in vollendeter Ordnung.

194
“Sie stehe auf dem Mond wie der Getaufte auf dem Glauben. Es steht aber die Kirche – und Selene ist darin andeutendes Vorbild – auf unserem Glauben und auf unserer Kinderannahme, und solange bis die Fülle der Völker heimgekehrt ist, liegt sie in mütterlichen Wehen und schafft gebärend die Psychiker um zu Pneumatikern. Aus diesem Grund ist sie eine wahre ‘Mutter’

201
Zosimos (Griech. Alchemist, 3. Jhdt)

“Wolke” “ein schwarzes ungemischtes Pneuma”
“und sehr schön habe MARIA über die Wolke gesagt:

“Da Erz färbt nicht, und erst, wenn es selbst gefärbt wurde, dann färbt es und wenn es genährt wurde, so nährt es und wenn es vollendet wurde, so vollendet es.”

205
“Der Drache symbolisiert (…) die untere Schöpfung, die Wirklichkeit und die Verwirklichung.”
“Drache als Symbol des Mercurtus in der alchemistischen Bilderwelt.”

212
“Lehm der Weisheit” (lutum sapientiae)

218
“die anima sapientia bezieht sich formaliter zum Alchemisten, wie Gott sich zu Christus bezog.”

220
“ den die anima ist die ‘ mediatrix’ zwischen den unvereinbaren Gegensätzen in der Gottheit …”

221
Planeten als Diener des Königs (Gold) Planeten hier als Diener der Sapientia Dei.

223
Deutung des Königs als Bewusstsein.

224
“Damit belastet die Alchemie den Menschen mit der Aufgabe sowohl als auch der würde, dass er durch sein opus den weiblichen Aspekt der Gottheit, die Sapientia und anima mundi aus der Verhaftung in die Materie befreie und mit  dem manifesten männlichen Gotte wieder vereinige.”

235
Die Nigredo ist nämlich, wie z.B. aus einem Ausspruch des AVICENNA hervorgeht, ein Triumph oder Dominieren des Weiblichen.

243      
            Gnostische Markosianer:

           "MARKOS hat auch nach IRENAEUS eine Dekade von 10 Himmelskreisen und eine Dodekas               von 12 Zodiakalzeichen angenommen. Dabei stellt die Dodekass das böse irdische Schicksal                   dar, die Dekade hingegen ist "seelenerzeugend, und in ihr finden sich nach pythagoreischer                    Ansicht Leben und Licht geeint, sie ist daher ein Bild des weltschöpferischen Nous."
            1 + 2+ 3+4 = 10
247
           ... dass "anima eine humiditas corrumpens und connaturalis d.h.  vivificans, zugleich ist und dass             sie als solche das "göttliche Wasser" der Kunst verkörpert.
            in Alchemie und gnostischen Systemen "Wasser" = Leben + Tod, Himmelsozean = Sophia
249
            alchemistische Symbole haben eine die Gegensätze vereinigende Funktion
250
            hat der Verfasser die Projektion der Anima in den Stoff nicht durchschaut. Aus diesem Grunde                bleibt die Anima weiterhin insofern "unerlöst", als sie nicht auds dem projizierten Zustand                    befreit, d.h. als psychische Gegebenheit erkannt ist.
256
            "Der Mittag ist, wie schon erwähnt, der "fervor gloriae mundanae" - die Glut weltlichen 
             Ehrgeizes , und der Teufel ist, wie ein alter Text sagt (ARTEFIUS)   "innerlich von der Natur                  des Feuers und eben deshalb der Natur der Seele feind, die von der Natur des Gleichmaßes                     ist."
264
            durch die Ablution ein Einswerden von vorher Verstreutem. 7 Metalle ~ 7 Planeten

            "Letztere sind identisch mit den Planeten, den Herren der Heimarmene. Psychologisch betrachtet             symbolisieren sie die kollektiven Konstituenten der Persönlichkeit. Die Einmaligkeit des                        Individuums ist dabei ausgedrückt in der spezifischen Form ihrer Konstellation.                                       Der  anordnende  Faktor der Konstellation aber ist jenes übergeornete Regulationszentrum,                     welches JUNG als  Selbst bezeichnet.    
275
            ...  die geistigen Voraussetzungen der Alchemie eine größere Affinität zu den Gedanken dieser                 Heilig Geist Bewegungen, indem die Alchemisten ihren Begriff eines "lumen naturae" mit der                 Hypostase des Hl. Geistes identifizierten."

283
            Die Seele ist als vapor oder Wasserdampgf aufgefasst. Dies entspicht der stoischen Auffassung                der Seele als anathymiasis = Aufwallung, Aushauch des Blutes oder als Luft oder als warmes                 Pneuma welches ebenfalls die Substanz der feinstofflichen Gottheit ist und im Menschen den                 enthousiasmos (Gottergriffenheit) und die luftigen Bilder der Träume erzeugt.
286
            ... begünstigt ein ternarisches Ordnungsschema eine relative Emanzipation des Bewusstseins                    gegenüber dem bloß Naturhaften.
            "Die Dreiheit ist ein Archetypus, der mit dominierender Kraft eine geistige Entwicklung nicht                nur begünstigt, sondern gegebenenfalls auch erzwingt.
290
            ... ist die Erde ein Aspekt der sapientia selber, gleichsam ihre eigene chtonische Seite ...

292
            Paraklet = Tröster
            "Als Tröster, Paraklet, des am "Vierte", d.h. am Bösen leidenden Menschen ist er (Hl. Geist)                    aber zudem "in einer quaternaerischen eine Versöhnung der gegensätze und damit die Antwort                auf jenes Leiden in der Gottheit, das Christus personifiziert."
359 
            "wechselseitige Kontamination, wie sie für unbewusste Inhalte charakteristisch ist."
363
            weil unsere "Seele entstanden ist am Horizonte der Ewigkeit ..."

Murnau den 17. 9. 2020, UTC: 19:26.