Ich habe lange überlegt, welcher Ereigniskomplex
am besten geeignet sei, im Rahmen des Exemplarischen die Königskonjunktion vom
1.11.1007 vorzustellen. Napoleon, die Französische Revolution, die
Unabhängigkeit Amerikas, der Dreißigjährige Krieg, die Reformation, die
Entdeckung der neuen Welten, alles Weltereignisse, die es anbieten, sie auf
ihre himmlischen Parallelen bzw. auf ihren archetypischen Hintergrund hin zu
untersuchen.
Eine Gestalt innerhalb der ersten drei
Jahrhunderte seit 1007 hat mir immer besonders imponiert: Kaiser Friedrich II.
mit seiner sarazenischen Leibwache und seinem 'modernen' 'Fachbuch' über die Jagd mit Falken. Man bedenke heute: ein US-Präsident mit
einer muslimischen Sicherheitsabteilung – noch immer undenkbar.
Dieser
Kaiser hat die päpstlichen Interessen in ihrem Drang nach geistlicher und
weltlicher Weltherrschaft aufs äußerste gereizt, hat einen modernen
zentralisierten Beamtenstaat geschaffen (das Sizilien der Konstitution von
Melfi) hat literarische und politische
Werke erschaffen die „das Staunen der Welt“ hervorriefen und das Unmögliche
erhoffen ließen. Denn seine Stellung war eigentlich von Anfang an, als er mit
sechzehn Jahren zum Kaiser geweiht wurde,
aussichtslos und dennoch gelangte er fast bis zum Unmöglichen: der
erneuerten Herrschaft in einem kaiserlichen Imperium von Dänemark bis Sizilien.
Besonders imponiert uns heutige sein „Kreuzzug“ nach Ägypten, den er 1228 unter
päpstlichem Bann unternahm, und der nach nächtelangen philosophischen
Diskussionen mit zwei Emiren in der Stadt Joppe zu einem Vertrag mit dem Sultan
von Ägypten, El Kamil, führte, welcher ihm ohne einen Schwertstreich den
Küstenstrich, dazu Jerusalem, Bethlehem und Nazareth für zehn Jahre
übereignete. Sein Einzug in Jerusalem am 18.3.1229, wo er sich selbst zum König
krönte, zeigt den Schneid, den dieser
Kaiser hatte.
Wie auch immer – der Streit, den ausfechten zu
müssen Friedrichs Schicksal war, hat schließlich mit dem Scheitern und dem
Untergang der Staufferdynastie und damit dem dynastischen 'römischen' Kaisertum überhaupt geendet. Sechzig Jahre später folgte aber auch
der Sturz des Papsttums von den Höhen der Theokratie ins Zwangsexil zu Avignon.
Dieser
Streit illustriert die charakteristische Besonderheit der Königskonjunktion von
1007 die den archetypischen Hintergrund jener achteinhalb Jahrhunderte bildete.
Auf das grundsätzlich Paradox des Religiösen, wie es der Tierkreis im großen Kreuz der mittleren
Zeichen darstellt, ist schon hingewiesen worden. Es war in den Zeichen Stier –
Löwe – Skorpion – Wassermann sichtbar geworden als zwei sich überkreuzende
Polaritäten, einander in Schach haltend und, wenn in Resonanz konstelliert,
einen elementaren Zustand der gereizten Gleichzeitigkeit von einander ausschließendem anzeigend. Ein Zuststand, der jedoch, vom göttlichen Geist beseelt, erlaubt, zum Frieden in Einheit zu kommen.
Nun
besteht das Leben als rotierende Pole seit Jahrmilliarden darin, die Spannungen einander
entgegengesetzter Polaritäten in Katastrophen zeitweise zu lösen, aber auch auszuhalten und schöpferische auszugleichen. Und es sind Pflanzen und Tiere ausschließlich darauf angewiesen, den in der Natur sichtbar
gewordenen ‚Gotteswillen’ in ihren Maßen und Proportionen zu erfüllen und einzuhalten. Allein
dem Menschen , einerseits mit seiner Fähigkeit, diesem Gotteswillen nach zu streben,
eröffnet sich andererseits die Alternative, in Freiheit, d.h. bewusst, von Natur und Gotteswillen abzuweichen und in
seiner Schöpfung zu naturwidrigen Maßen, gotteswidrigen Disproportionen
und Monstrositäten fortzuschreiten.
Die Königskonjunktion von 1007 läßt erkennen, daß mit ihren Konstellationen dem Menschen ein ‚Welttag’ angebrochen war, der ihn in Versuchung führen würde: diese war die Versuchung der Theokratie, der Priesterherrschaft. Sie ist grundgelegt in der priesterlichen Natur des Zeichens Skorpion und seines Herrschers Pluto, in seinem seelischen Vermögen zu Verzicht und Opfer um des Erhalts des Ganzen Willen.
In der
Königskonjunktion von 1007 herrscht Pluto in seinem eigenen Zeichen,
was uneingeschränkte Souveränität bedeutet, welche das Schlimmste und das Beste des Menschenwurms zutage fördert - Drache und Schmetterling.
Zentrale königliche Herrschaft und Stärke zeigt sich als Seelen-Stärke im Zeichen Löwe und Stern Sonne[1], sowie als „väterliche“, geistige Stärke, in der Herrschaft im Zeichen Steinbock und seines Planeten-Gottes Saturn.
Hier ist zu fragen, was ergibt sich daraus, daß Löwe das Folgzeichen von Krebs ist, in welchem der Schoß - das bräutlich Empfangende- angesprochen ist. Aus dem bräutlichen Schoß, dem Schoß der „Königin“ stammt jenes Vermögen das dann – eben einen Tierkreisschritt weiter - im Zeichen Löwe als Gleichnis souveräner, unbesiegbarer persönlicher Kraft und Wirksamkeit zutage tritt. „Sonne“ bedeutet physikalisch die zentrale Kraft, psychologisch das 'zentrale Licht', das Ich -Zentrum im Bewusstseinsfeld der Person (JUNG), das alle anderen Lichter (Mond und Planeten), überstrahlt und - mit ihrem Strahlen auslöscht.[2]
In der Königskonjunktion von 1007 nun findet man
die Sonne auf 20,8° im Skorpion. Die zentrale Kraft, heißt das, ist den Trägern
des priesterlichen Prinzips, den Hütern der Satzung überantwortet.
Ein Blick
auf den Skorpion von 1007 zeigt, dass der Priesterplanet, Pluto selber, ins eigne Zeichen
heimgekehrt, also in stärkster Position zu Hause, diktiert und die
Kraft und Lust am Leben, Sonne, im Abstand von 3° regelrecht frisst.
„Priesterkönig“, „Theokratie“ ist die
zwingende Deutung dieses Zeitbildes.
Die Königswürde hat noch einen anderen Aspekt.
Als personifizierte Kraft – Löwe - eines Familienverbandes ist sie, wenn im
ganzen Verband eines Volkes anerkannt und durchgesetzt, Steinbock, bzw. Saturn,
d.h. väterliche d.h. höchste und bestimmende Kraft
eines Volkes, Stammes Zar oder Kaiser, eines Verbandes von Völkern (Imperium).
Es war ja seitdem Friedrich II. nicht der erste kindliche König auf römisch - deutschem Thron,
sein Vater, Heinrich VI, war zwar
gescheitert damit, die Königswürde des Hauses Hohenstaufen von den Fürsten des
Reiches für erblich garantiert zu bekommen. Er konnte aber immerhin im Dezember
1196 die Königswahl seines zweijährigen Sohns Friedrich erreichen, ein Jahr
bevor er überraschend starb.
26. 12. 1194 Friedrich II.
Transit auf 1.11.1007
Friedrichs Schicksal ähnelt in auffälliger Weise dem seines salischen Vorgängers Heinrich IV. , der 1053 mit drei Jahren gewählt, mit vier Jahren gekrönt, seinem unerwartet gestorbenen Vater mit sechs Jahren auf den Thron folgte, mit 12 durch den Erzbischof von Köln entführt, mit 15 für mündig erklärt und mit 16 die Regierung selbständig führte. Diese Parallelität ist erst bei Kenntnis der Königskonjunktion 1007 in ihrer göttlichen oder archetypischen Bestimmtheit zu begreifen.
Bei Heintich's Geburt stand der Planet der
Sohnschaft, Jupiter, in deutlicher Resonanz zum Neptun des schwachen Königs.
Seine Geburts-Sonne hingegen teilt das Schicksal der Sonne der
Königskonjunktion: die Gefangenschaft durch Konjunktion mit Pluto in dessen Zeichen Skorpion.
Heinrich IV.
Im Alter
von 26, bei seinem welthistorischen Bußgang nach Canossa zum Papst Gregor VII.
wo er sich drei Tage demütigte, um vom päpstlichen Bann losgesprochen zu
werden, stand Saturn, das Schicksal des Kaisers, in Konjunktion zu Neptun am
Himmel, so, wie es auf der Erde geschah.
Deutlich: die „Schwäche des Zentrums“ von 1007 - Neptun in der „Burg“ des Steinbocks - der „kindliche König“ - gibt aber zugleich der Wahrheit Gelegenheit, als Wahrheit des Erlösers im Zeichen des Kindes über die Welt zu treten und die Besessenen bloßzustellen[3]
Die Königskonjunktion von 1007 gibt den Feinden Christi des Erlösers aus den dämonischen Archiven der Macht heraus Gelegenheit, sich vor
der Welt zu zeigen, über achthundert Jahre.
Und 1007 zeigt die Königsvenus auf 13,5° Schütze
- im Quadrat zur Versöhnung[4] von Vater und Sohn auf 13,1 ° Jungfrau. Zu eben derselben aus dem Versöhnungszeichen
Schütze herausfordernd und –lockend[5] zeigt
Venus die Sammlung der Herde und stellt somit „das Reich“ dar.
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