Notizen zur 'Aurora'
über die Verbindung von Geist und Natur
im 13. Jahrhundert
ein einfaches
Gleichnis für das Äußere gespiegelt im Inneren:
oben: einen vorhandenen
Bewusstseinskern “Ich”
unten: dasselbe mit
vertieftem und erweitertem Bewusstsein
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Marie Louise v. Franz,
Kommentar zur AURORA
C.G.Jung, Mysterium
Coniunctionis III
(§ = Paragraphen)
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131
… ist der Alchemist ein
Mensch, der das “göttliche Geheimnis” des Unbewussten sucht, das er in die
Materie projiziert, und in diesem Sinne ist jeder ein Alchemist, der sich um
eine individuelle, unmittelbare Gestaltung eines Erlebens des Unbewussten
bemüht.
133
Petrus Bonus: Pretiosa
Margarita Novella. “Das Werk geschehe durch die Hinzufügung des geheimnisvollen
Steines, der mit den Sinnen nicht faßbar sei, sondern allein durch den
Intellekt, durch Inspiration oder göttliche Offenbarung, oder durch die Lehre
eines Wissenden”.
141
“Der Baum symbolisiert den
Individuationesprozess in seinen Aspekten des Gelebtwerdens wie der
Bewustwerdung, der ‘Gnosis’.
142
Die Seele sei das Grenzensetzende und dadurch
die Form des Körpers. “Die an sich formlose Materie empfängt ihr aktuelles So-Sein
nur insoweit sie durch die Seele Form erhällt.”
Aristoteles: “Feuerstein”
kann unerschöpflich Feuer spenden.
142
Sapientia ein Feuer das
unerschöpflich weiter zündet.
145
Feuersymbolik des heiligen
Geistes. Die archetypische Vorstellung einer kosmischen, göttlichen, “
bewusstseinsfähigen” Energie.
“intellectus agens”
Avicenna, Ibn Sina (980 -1037)
“intellectus agens – eine
kosmische Realität”, deren Ausstrahlung mit derjenigen des Lichts verglichen
warden könnte. “Buch von der Genesung der Seele”.
146
“Diese Intelligentia wohnt in den Planetensphären und ist eine
außerseelische in der Natur vorhandene Grundkraft und Wurzel alles menschlichen
Erkennens.”
Anm. 56 nach “Avicenna gibt
es viele solcher Intelligenzen, die die einzelnen Planetensphären beherrschen; die, welche auf den Menschen
einwirkt ist die sublunare Intelligenz.”
“Wenn die menschliche Seele
mir dem >>intellectus agens>> in Berührung kommt, so wird sie ‘denkend’.
und wenn sie sich in ‘genialer Vermutung’ bis zu ihm erhebt, dann strömt eine heilige Kraft in sie ein, welche die
Prophetie bewirkt.”
“Der ‘intellektus agens’ im
Kosmos bei AVICENNA entspricht nämlich der Idee eines bewusstseinsähnlichen
Sinnes im objektiven physikalischen Naturgeschehen und entspricht damit JUNG’s Begriff eines absoluten Wissens.”
147
“Nach AVICENNA ist nun das menschliche Ich dem ‘intellectus agens’
(gegenüber) rezeptiv eingestellt. Wir
wissen heute, dass tatsächlich jedes Denken im ‘abaissement du niveau mental’
bedarf um an jenes Wissen heranzukommen.”
‘nous poiätikos’ ”dejenige westliche Begriff, der
der Chinestschen Idee des TAO am nächsten Kommt.”
148
männlicher Begriff ‘intellectus agens’ (AVICENNA).
‘sapientia
DEI “gerät in die Nähe des archetypischen Anima-Bildes.’
150
“Der Begriff des ’intellectus agens’ deckt sich
pdychologisch weitgehend mit der JUNG’schen Auffassung einer ‘Luminosität’
(eines dämmerhaften Bewusstseins) der archetypischen Inhalte im Unbewussten …
Schluß: “dass die Archetypen entsprechend der kosmischen Funktion des nous
einen nicht-psychischen (psychoiden) Aspekt besitzen müssen, der sie sogar als
anordnende Faktoren im physikalischen Raum-Zeit-Kontinuum erscheinen lässt.”
150
“ in
modern psychologische Termini übersetzt: …dass in der Natur und im kollektiven
Unbewussten eine Art von objektiven Bewusstsein oder Geist, zum mindesten
potentiell existiert, von dem sich das irdische Ichbewusstsein sekundär
herleitet und auch dadurch jede Erweiterung erhält, dass es von ihm
‘erleuchtet’ wird.”
152
Praktisch bedeutet die Luminusität der Archetypen
nichts anderes, als dass letztere nicht nur die Formen und den Sinn unserer
Instinkte darstellen, sondern gleichzeitig eine Art “eigener bewusstseinsähnlicher Intelligenz”
entwickeln, die nicht mit derjenigen des Ichbewusstseins koinzidiert.;
infolgedessen vermittelt ein im Unbewussten konstellierter Archetypus Einfälle,
Vorstellungen, Erkenntnisse, *) Inspirationen, ahnungsvolles Wissen um Dinge
die es eigentlich nicht wissen könnte”
*): hinzuzufügen wären: Begegnungen, Träume,
Handlungen.
152
Anm. “Zentralsonne … die dem Archetypus des Selbst entspricht, dem
Regulationszentrum der gesamten psychischen Vorgänge.”
152
Sapientia
DEI (Weisheit Gottes) = ‘tinctura’ (SENIOR)… eine weibliche Personification des
kollektiven Unbewussten, und insofern sie die ‘rationes‘ alle in Eines
zusammenfasst, ist sie auch eine weibliche Erscheinungsform der imago DEI (d.i.
des Selbst) in der menschlichen
Seele.
“die schöpferische Essenz Gottes und der Seele”
wird erst frei “durch subtiles Meditieren” …
“geklärten Geist”.
tinktura … innerseelisches Fließen des Geistes
SENIOR – liquefaction (Verflüssigung) “aus der
Essenz der Seele fließende Funktion” “alchemistische Metallverwandlung”
”Es gehört nämlich nach St. Thomas besonders zu
den Eigenschaften der Seele eines von der sapientia Erleuchteten, dass ihm per
virtutem DEI auch die Materie außerhalb seines Körpers gehorche.”
“Seele kann in das physische Naturgeschehen
verändernd einwirken.”
“Gott gibt “Sein produzieren zu dürfen”.
154
Anm. “… solche intermediären ‘causae’ im
Naturgeschehen, deren Gott sich instrumentell bedient sind z.B. die
Himmelskörper”. Seele als ‘causa
secunda’ nach Gott.
156 Albertus Magnus:
“fand ich, dass (wirklich) die Emotionalität
(affectio)
der menschlichen Seele
die Hauptwurzel
all dieser Dinge ist.”
“sei es entweder, dass
sie wegen ihrer großen Emotion … oder wegen ihrer Würde … sei es dass mit einem
solchen über alle Grenzen hinausgehenden Affekt die passende Sternstunde oder
die astrologische Situation oder eine andere Kraft parallel
läuft und wir
(infolgedessen glauben, dass das, was diese Kraft mache, dann von der Seele
bewirkt würde”
157
Wissenschaft ist die Herstellung der Bildzeichen … “ die Materie gehorcht der Seele”.
176
“und wisset, gesamte
Versammlung, dass
die Dichte der 4
Elemente
auf der Erde ruht …”
160
“ferner bilden
dabei auch die Sterne einen vermittelnden Faktor, indem sie die Seele der
unteren Welt affizieren.
Psychologisch ausgedrückt snd die
Sternenkonstellationen am Himmel der Ort, an welchem die Archetypen des
Kollektiven Unbewussten projiziert erscheinen, wobei – im Gegensatz zu Mythen,
Märchen und anderen Ausgestaltungen der Archetypen , deren Zeitqualität mitberücksichttigt ist.
Tatsächlich ist nun auch die individuelle Psyche
instrumentell der Ort der Verwirklichung des an sich überpersönlichen und teilweise
sogar nicht-psychischen
Archetypus.
Letzterer wird konstelliert, d. h. zu einer
verwirklichbaren sich real auswirkenden Macht nur dann, wenn eine spezifische
Einstellung des Bewusstseins vorherrscht, was AVICENNA zu formulieren versucht,
wenn er betont, dass die Konstellation durch die “scientia”, das heißt den
“richtigen” intelletus geschehe. Scientia ist die Herstellung der richtigen
I,agination – der richtigen Symbole.
161
Das “Fließen” des Geistes bedeutet ein
Ergriffenwerden von der Sapientia, wodurch die Seele des Alchimisten nicht nur
Erkenntnis sondern auch magische Wriksamkeit im Bereich der Materie erlangt,
Durch das Lasen des “liber aggretiationis”
nämlich” …”gerät der Geist in Fluss und folgt seinem Begehren …”
162
“ dem natürlichen Gefälle der psychischen Energie
in sich selber nachzugehen beginnen …”
“concupiscentia = letztlich der Naturtrieb jedes
Wesens zur “eigenen Vollendung”
163
Die ‘Weltseele’ nannte der Neuplatoniker CELSUS
eine fließende Kraft und der Alchemist ZOSIMOS eine “weibliche Kraft”.
169
Corpus Hermeticum:
wonach Gott alles Sichtbare durch Imagination
(gr. phantasia) hervorgebracht habe, und sich infolgedessen in allem
manifestiere …Er ist in allem gegenwärtig und ist das Sichtbare und das
Unsichtbare, das Seiende und das Nichtseiende das er für sich behielt”. Somit
ist in der sichtbaren Welt die schöpferische ‘phantasia’ Gottes enthalten, die
sich den Auserwählten manifestieren kann. Gott ist nämlich die wirkende Kraft
in allen Dingen … und alles ist voll Seele und bewegt sich in vollendeter
Ordnung.
194
“Sie stehe auf dem Mond wie der Getaufte auf dem Glauben.
Es steht aber die Kirche – und Selene ist darin andeutendes Vorbild – auf unserem
Glauben und auf unserer Kinderannahme, und solange bis die Fülle der Völker
heimgekehrt ist, liegt sie in mütterlichen Wehen und schafft gebärend die Psychiker
um zu Pneumatikern. Aus diesem Grund ist sie eine wahre ‘Mutter’
201
Zosimos (Griech. Alchemist, 3. Jhdt)
“Wolke” “ein schwarzes ungemischtes Pneuma”
“und sehr schön habe MARIA über die Wolke gesagt:
“Da Erz färbt nicht, und erst, wenn es selbst
gefärbt wurde, dann färbt es und wenn es genährt wurde, so nährt es und wenn es
vollendet wurde, so vollendet es.”
205
“Der Drache symbolisiert (…) die untere Schöpfung,
die Wirklichkeit und die Verwirklichung.”
“Drache als Symbol des Mercurtus in der alchemistischen
Bilderwelt.”
212
“Lehm der Weisheit” (lutum sapientiae)
218
“die anima sapientia bezieht sich formaliter zum Alchemisten,
wie Gott sich zu Christus bezog.”
220
“ den die anima ist die ‘ mediatrix’ zwischen den
unvereinbaren Gegensätzen in der Gottheit …”
221
Planeten als Diener des Königs (Gold) Planeten
hier als Diener der Sapientia Dei.
223
Deutung des Königs als Bewusstsein.
224
“Damit belastet die Alchemie den Menschen mit der
Aufgabe sowohl als auch der würde, dass er durch sein opus den weiblichen Aspekt
der Gottheit, die Sapientia und anima mundi aus der Verhaftung in die Materie
befreie und mit dem manifesten
männlichen Gotte wieder vereinige.”
235
Die Nigredo ist nämlich, wie z.B. aus einem Ausspruch
des AVICENNA hervorgeht, ein Triumph oder Dominieren des Weiblichen.
Gnostische Markosianer:
"MARKOS hat auch nach IRENAEUS eine Dekade von 10 Himmelskreisen und eine Dodekas von 12 Zodiakalzeichen angenommen. Dabei stellt die Dodekass das böse irdische Schicksal dar, die Dekade hingegen ist "seelenerzeugend, und in ihr finden sich nach pythagoreischer Ansicht Leben und Licht geeint, sie ist daher ein Bild des weltschöpferischen Nous."
1 + 2+ 3+4 = 10
247
... dass "anima eine humiditas corrumpens und connaturalis d.h. vivificans, zugleich ist und dass sie als solche das "göttliche Wasser" der Kunst verkörpert.
in Alchemie und gnostischen Systemen "Wasser" = Leben + Tod, Himmelsozean = Sophia
249
alchemistische Symbole haben eine die Gegensätze vereinigende Funktion
250
hat der Verfasser die Projektion der Anima in den Stoff nicht durchschaut. Aus diesem Grunde bleibt die Anima weiterhin insofern "unerlöst", als sie nicht auds dem projizierten Zustand befreit, d.h. als psychische Gegebenheit erkannt ist.
256
"Der Mittag ist, wie schon erwähnt, der "fervor gloriae mundanae" - die Glut weltlichen
Ehrgeizes , und der Teufel ist, wie ein alter Text sagt (ARTEFIUS) "innerlich von der Natur des Feuers und eben deshalb der Natur der Seele feind, die von der Natur des Gleichmaßes ist."
264
durch die Ablution ein Einswerden von vorher Verstreutem. 7 Metalle ~ 7 Planeten
"Letztere sind identisch mit den Planeten, den Herren der Heimarmene. Psychologisch betrachtet symbolisieren sie die kollektiven Konstituenten der Persönlichkeit. Die Einmaligkeit des Individuums ist dabei ausgedrückt in der spezifischen Form ihrer Konstellation. Der anordnende Faktor der Konstellation aber ist jenes übergeornete Regulationszentrum, welches JUNG als Selbst bezeichnet.
275
... die geistigen Voraussetzungen der Alchemie eine größere Affinität zu den Gedanken dieser Heilig Geist Bewegungen, indem die Alchemisten ihren Begriff eines "lumen naturae" mit der Hypostase des Hl. Geistes identifizierten."
283
Die Seele ist als vapor oder Wasserdampgf aufgefasst. Dies entspicht der stoischen Auffassung der Seele als anathymiasis = Aufwallung, Aushauch des Blutes oder als Luft oder als warmes Pneuma welches ebenfalls die Substanz der feinstofflichen Gottheit ist und im Menschen den enthousiasmos (Gottergriffenheit) und die luftigen Bilder der Träume erzeugt.
286
... begünstigt ein ternarisches Ordnungsschema eine relative Emanzipation des Bewusstseins gegenüber dem bloß Naturhaften.
"Die Dreiheit ist ein Archetypus, der mit dominierender Kraft eine geistige Entwicklung nicht nur begünstigt, sondern gegebenenfalls auch erzwingt.
290
... ist die Erde ein Aspekt der sapientia selber, gleichsam ihre eigene chtonische Seite ...
292
Paraklet = Tröster
"Als Tröster, Paraklet, des am "Vierte", d.h. am Bösen leidenden Menschen ist er (Hl. Geist) aber zudem "in einer quaternaerischen eine Versöhnung der gegensätze und damit die Antwort auf jenes Leiden in der Gottheit, das Christus personifiziert."
359
"wechselseitige Kontamination, wie sie für unbewusste Inhalte charakteristisch ist."
363
weil unsere "Seele entstanden ist am Horizonte der Ewigkeit ..."
Murnau den 17. 9. 2020, UTC: 19:26.