Samstag, 1. Mai 2021

Der "elende" Mensch

 




Castello di Canossa

 

Canossa, November 1077, welch eineZeit!


der Sitz des „Vaters“, Steinbock, in den Belangen des Erdelements seit 1007, entfaltet sich dort in die Zeit: mit dem Symbol der kindlichen Ohnmacht: Neptun.

Das ‚väterliche’ Amt, Steinbock

in der Verfassung von 1007

 am 27. Januar 1077

in kindlicher Schwäche:



Königskonjunktion v. 1007

Transit 27. 1. 1077


Saturn 
König in der Jahrtausend-Schwäche
Neptun
Kind-Gestalt
des Väterlichen


 Mars / Neptun
 das Kind und die „Reisigen“
 in Zwillinge
 unterwegs

Kaiser und Reich im Schicksalsfahrzeug
Königskonjunktion von 1007
aus Skorpion erniedrigt
von Pluto im
Wahn der  Weltherrschaft

Einhundertzweiundzwanzig Jahre später, 1199, formulierte Papst Innozenz III. den Anspruch auf die Weltherrschaft so:

„Dem göttlichen Gesetz gemäß werden wohl die Könige und die Priester gesalbt, aber die Könige von den Priestern, nicht die Priester von den Königen. Wer salbt, ist größer als der, welcher gesalbt wird… Den Fürsten wird die Macht auf Erden, den Priestern aber auch die Gewalt im (!) Himmel verliehen; jenen nur über den Leib, diesen auch über die Seele. Soviel die Würde der Seele die des Leibes überragt, ebensoviel überragt die Würde des Priestertums die des Königs.“[1] 

In einer Schrift, welche der Papst Innozenz III. (1198 –1216) in der Zeit vor seiner Wahl unter dem Titel „De misersa conditione hominis“ („Von der elenden Lage des Menschen“) verfaßte, beschrieb er seine Sicht desselben:

„Der Mensch ist ein elendes und ganz auf die Gnade Gottes angewiesenes Geschöpf, der Papst jedoch ist geringer (!) als Gott, aber größer  als der Mensch“.

Der Stifter des Christentums hatte noch gesagt (Matth. 22,21):

  „ So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“

Bei Innozenz ist nicht vom Kaiser, bei Christus war natürlich nicht vom Papst die Rede, aber die analoge Gestalt des Hohepriesters fordete in der Person des Kaiphas vom hohen Rat das Todesurteil über den Erlöser. Der Stifter hatte aber auch daran erinnert:

„ Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?“ (Joh.10.34)

 In Innozenz‘ Sicht des Menschen zeigte sich der dunkle Schatten der katholischen Tradition, welche, wie berührt, das übernatürliche Paradox einer „einheitlichen Kirche“, koste es, was es wolle, in die natürlichen Welt zu zwingen bestrebt war.

Parallel dazu hatten, hauptsächlich zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert n. Chr.   mit ihren theologischen Spekulationen die Gnostiker, mystische Erben der griechischen Philosophie, welche in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende das weltergreifende Mysterium Christi geistig zu verarbeiteten suchten,  ein anderes Bild des „ Menschen“ gezeichnet. In den verschiedenen Ansichten wird mehrheitlich  der Urmensch („Anthropos“) als Sohn des Urvaters Bythos („Abgrund“) älteste, zweitoberste göttliche „Person“ beschrieben, desgleichen seine Sohn,  die beide weit oben über dem „Demiurgen“ („Handwerker“, „Künstler“, „Meister“), des mit dem Untersten, dem Stoff, befaßten Schöpfers, wohnen. In Ewigkeit wohnen sie in den Räumen des Himmels als Nachkommen des Urvaters Bythos der sie mit der Urmutter Sige („Stille“) hervorbrachte. Sie, Urmensch und sein Sohn, sind auch die Erzeuger der Urfrau und mit ihr Zeuger ihres gemeinsamen Sohnes, Christus, der gleich ihnen  einem ewigen Äon (Zeitraum) angehört, sowie mittelbar der Schwester des Christus, der Sophia („Weisheit“).[2]

 Mit ihrer mystischen Himmelsschau waren die Gnostiker zwar die Pfleger der symbolischen Bilder des Archetypus  Mensch, aber Voraussetzung dafür war ihre mystische Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Die dagegen in eifriger und hingegebener Gemeindebildung unaufhörlich erstarkenden Christen erblickten aber im Herzen des sündigen Menschen den Ort, von dem das Böse in die Welt ausgeht. Diese Tradition der Weltverneinung, die im Tierkreis ihren Ort im Skorpion hat, gipfelte nach 1007 in solchen Tiraden, wie sie Papst Innozenz III. in seinem ‚de contemptu mundi’, »Über die Verachtung der Welt« verfasste, in denen es vom Menschen heißt:

 »formatus de spurrissimo spermate, concep-tus in prurito carnis, sanguine menstruo nutritus, qui fertus esse tarn detestabilis et immundus, ut ex ejus contactu fruges non germinent, arescant arbusta... et si canes inde comederint, in rabiem efferantur.«

»Gebildet aus schmutzigstem Samen, empfangen im Kitzel des Fleisches, ernährt vom Menstrualblut, von dem es heißt, es sei so abscheulich und schmutzig, dass, mit ihm in Berührung gekommen, die Feldfrüchte nicht mehr keimen, die Baumgärten vertrocknen... und Hunde, wenn sie davon essen, tollwütig werden.«

Die Gnostiker sind von den  katholischen Kirchenväter als Haerätiker verflucht worden, immerhin verdanken wir dem Bischof von Lyon, Irenaeus und seinem Werk „Adversus haereses“, „Gegen die Ketzer“, (wörtlich die „Wählenden“) die Kenntnis vieler ihrer Texte…

Also, zwischen „ihr seid Götter“ und „der Mensch ist ein elendes Geschöpf“ war die Seele, die stets das überzeitliche Heim sucht, des europäisch/vorderasiatischen Menschen, , gespannt.

Dazu kommt, daß die christliche Bekehrung der gemanischen Stämme[3] von ihren Königen ausging. Und so wurde die Kirche vom grundbesitzenden Adel beherrscht, der nicht nur die Bischofsstühle besetzte, sondern auch Grund und Boden für Kirchen gab.[4] So kann es auch nicht überraschen, wenn zum Beispiel „unter den knapp 130 Menschen des 8. Jahrhunderts, die heiliggesprochen wurden, (...) 97 Prozent dem Adel an-(gehörten)“ und noch im 12. Jahrhundert von 290 Heiliggesprochenen (nur) rund 10 Prozent aus Mittel- und Unterschichten[5] kamen.



Königskonjunktion Erdelement von 154

Transit 25. 12. 498

So zeigt die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig am 25.12.498 in einem welthistorischen Akt die katholidcheTaufe empfangend [6]  die Vorwegnahme dessen, was in der Königskonjunktion rund 500 Jahre später zum Kennzeichen der Epoche werden sollte:

Sonne mit Pluto
monarchische Kirche
und kirchliche Monarchie.

Es zeigen sich verschiedene Möglichkeiten: steht der Pluto in Löwe, so muß er diesem auf seine verneinende Weise gehorchen, steht er mit der Sonne zusammen irgendwo, so konkurrieren oder  arrangierten die sich miteinander, steht dagegen die Sonne in Skorpion, so muß sie diesem gehorchen und zeigt Herrscherkraft und Herrscherbewußtsein  im Zeichen des Verzichts und der Weltverneinung priesterlich gebunden. 

Steht aber die Sonne nicht nur im Skorpion sondern dazu noch (in coniunctio) zusammen mit Pluto, der in seinem eignen Zeichen am mächtigsten steht, so haben wir das Extrem der Schwäche der „weltlichen“ Sonne und der Stärke des Priesterlichen. Pluto.

 Dieses war, wie gezeigt, dann grundsätzlich  die Lage seit 1007. 

Königskonjunktion im Erdelement1007

Es waren also auch die Zeichen Zwillinge und Jungfrau Untertanen des Skorpions, da, wie gezeigt, ihr Herrscher  Merkur auf 3,4° Skorpion stand.

Damit aber waren von Jungfrau her auch Saturn/Jupiter, der neue (alte) Weltstil, und Mond, die „Heimat“ des Menschen in der 'Gebärmutter' der Familie , beide in der Jungfrau stehend, dem Skorpion unterworfen.

Diese Konstellation war dann auch für eine religiöse Weltbewegung in ihrer Epoche maßgebend: die muslimische, wo von Anfang an der geistliche und der weltliche Herrscher im Kalifat eins waren, Ranke spricht von „einer Religion, die zugleich Fürstentum war“[7], eine Bahn auf der sie sich mächtig entfalten konnte.

Das Christentum dagegen, dessen Stifter nicht, wie Mohammed, siegreicher Feldherr, sondern ein armer Wanderprediger war, und dessen  Gemeindebildungen zumindesten in der Urkirche unabhängig von einem weltlichen Kaisertum und dem Adel erfolgten, mußte angesichts dieser theokratischen Weltstunde in  extreme innere Spannungen geraten.

Die Reinigung der Welt


Königskonjunktion im Erdelement
vom 7. 7. 154

Die Welt der Königskonjunktion von 154 war,  als nach 853 Jahren die  Königskonjunktion von 1007 in sie hereinbrach, zumindest in ihrem christlichen Teil, in einer Krise. Werfen wir noch einen kurzen historischen Blick auf die Lage der christlichen Kirche nach der Befreiung durch Konstantin. Für die Zeit unmittelbar danach finden wir bei JAKOB Burckhard folgende Bemerkung:

 

„Die Geistlichen als Korporationen oder Stand erhielten zunächst von Constantin die Befreiung von allen öffentlichen Verpflichtungen […], welche teils in lästigen Ämtern, teils in Abgaben bestanden […](Dem sofortigen Zudrang der befreiungslustigen Reichen zum geistlichen  Stande musste schon im nächsten Jahre durch ein 320 [ganz] rohes allgemeines Verbot begegnet werden, welches dann nicht selten umgangen wurde)“[8]… „Das zweite bedeutende Zeichen korporativer Anerkennung erhielt die Kirche durch die Erlaubnis, Erbschaften anzunehmen (321), welche ihr dann auch nicht fehlten[9] … „das Leben der höheren Geistlichen wurde (wenigstens in den großen Städten) ein fürstliches“[10] 

Das Christentum zwar unter Konstantin zwar noch nicht Staatsreligion, entwickelte sich aber „durch einen allgemeinen Drang der Zeit,  ihm (Konstantin) unter den Händen,  zum Staat und der Staat zur Kirche“[11] 

Die Kirche, auch Mutter der Kultur, in deren Schoß das geistige Erbe der Antike die Rebarbarisierung  der Völkerwanderungszeit überdauert hatte, war im Reich, das Karl der Große mit Gewalt und Weisheit geeint hatte, schon weltliche Macht geworden. Ihre Würdenträger waren die gebildeten Menschen ihrer Zeit. Ihrer Ehelosigkeit wegen, die zwar nicht lückenlos durchgesetzt war, aber doch in den hohen Rängen vorwog, waren die Bischöfe ideale Lehensträger, neu  eroberter und eingerichteter Reichsteile, denn bei ihrem Tode fiel das Lehen zurück an den Kaiser und konnte neu vergabt werden. Das Ottonische Reichskirchensystem beruhte auf dieser Praxis. Zum anderen waren es machtvolle politisch/kirchlichen Ämter, welche die Aristokratie besetzte.

Die Konkurrenz der aristokratischen Häuser führte unausbleiblich dazu, das das kirchliche Amt und seine Gnadenmittel auch zu einem Gegenstand des einträglichen Geschäfts oder des Schacher wurde. Diese Praxis, die „Simonie“ genannt wurde (nach der Überlieferung vom ‚Magier’ Simon, der den Aposteln für die Übertragung des heiligen Geistes Geld geboten haben soll), (Apg. 9.18), war seit Jahrhunderten zu einer Quelle von Korruption und Zynismus in der Kirche geworden. In den kösterlichen Einsamkeiten erwuchs eine Gegen-Bewegung zur Reinigung der Kirche von der Simonie und im Jahre 910, am 11.9. wurde im burgundischen Cluny das gleichnamige Kloster gestiftet, welches nach dem Willen ihres Gründers sich außerhalb aller weltlichen Zuständigkeit direkt dem Papst unterstellte. Das Horoskop dieser Klostergründung bezogen auf die Königskonjunktion von 154 n. Chr. zeigt die Bedeutung, die sich an diesem Ort als theokratischer Geist (Königskonjunktion + Transitpluto) gleichsam kristallisierte.


Königskonjunktion Erdelement v. 154

Transit 11. 9. 910 Gründung Kloster Cluny


Alle Geistlichen, die vom 11. bis zum 13. Jahrhundert vom Gedanken der Reinigung über die Vorstellung der Selbstbestimmung der Kirche über ihre Ämter bis zum Wahn der auch weltlichen Herrschaft des heiligen Stuhls voranschritten, gehen zurück auf die Bewegung, die in Cluny ihren steitbaren Mutterschoß (= Mond/Mars im Skorpion)
  hatte.

Aus ihm war ein im Geist von Cluny erzogener Ausnahmemensch, hervorgegangen aus einfachen Verhältnissen, der Mönch Hildebrandt, mit dem, verwandelt in die Gestalt des Papstes Gregor VII., die Reformbewegung im 11. Jahrhundert ihren  Höhepunkt erreichte: Bann und Exkommunikation des Kaisers; dessen Selbstdemütigung, indem er tagelang barfuß um die Burg Canossa pilgerte, um der Amtsenthebung zu entgehen, die ihm zum Jahrestag des Bannes drohte. Schließlich losgesprochen, doch kurz darauf wieder gebannt, immer mit der Folge, daß seine fürstlichen Konkurrenten im Reich Oberwasser bekamen und Intrigen mit dem Ziel des Abfalls vom Kaiser alltäglich wurden.

Der Kaiser als  väterliche Verkörperung des Maßes der Dinge - am Himmel  im Zeichen des Steinbocks -  so ist ein Neptun im Steinbock das Bild des Kindes am Ort des Väterlichen. Diese Schwäche ist mehrmals  handgreiflich geworden. So bei Heinrich IV., dessen Vater, der starke Heinrich der III., der mehrere Päpste und viele Bischöfe eingesetzt hatte,  starb, als der zum König geweihte Sohn sechs Jahre alt war, so aber auch knapp 150 Jahre später, als Friedrich II., Sohn des Staufers Heinrich VI., zwei Jahre alt war, als sein Vater starb.

 Hildebrandt, aus einfachen Verhältnissen stammend wurde erzogen im Kloster auf dem Aventin im Rom, in dem sein Onkel Abt war. Ehemaliger Mönch stieg er auf zum päpstlichen Legaten, einer Art Chefdiplomat,   Archidiakon und war lange Jahre geistiger Vordenker des Vatikans bei der Reinigung der Kirche von weltlichem Einfluß. Nach dem Tod seines Vorgängers wurde er am nächsten Tag, dem 22.4.1073

„vom Volk und vom Klerus in tumultarischer Weise zum Papst ausgerufen “[12],

 

eine Ironie der Geschichte, denn das Papst- Wahlgesetz von 1059, als Bollwerk errichtet gegen die Papst-Einsetzungen durch römisch-deutsche Kaiser, verbot so etwas, was sich da bei Hildebrands Wahl abspielte, das erinnerte ja an alt-römische Kaiserausrufungen.

 Diese Tatsachen zeigten, daß die kirchliche Reformbewegung weit mehr war, als eine innerkirchliche Angelegenheit. Gerade Hildebrandt war es gewesen, der die Beziehungen mit der „Pataria“, („Flohmarkt“) der sozialrevolutionären Bewegung in den großen Städten der Lombardei[13], im Auftrag der Päpste gepflegt hatte. Diese Bewegung wollte nicht länger das weltliche Leben der Bischöfe ertragen.

 In dieser seiner Verbindung - mit der Bewegung des aufkommenden Bürgertums in den Städten, sowie mit der Schwertmacht der Normannen, die sich machtvoll in Unteritalien und Sizilien festgesetzt hatten - war  der heilige Stuhl, wie sich in den folgenden Jahrzehnten zeigte, unbesiegbar.

Kurz nach der Wahl veröffentlichte Gregor VII. das „Diktat des Papstes“ („Dictatus Papae“), eine Niederschrift  in 27 kurzen Sätzen, die unter anderem lauteten:

I.

Daß die römische Kirche vom Herrn allein gegründet worden ist.

II.

Daß allein der römische Bischof mit Recht „allgemein“ genannt wird.

VIII.

Daß er allein die kaiserlichen Herrschaftszeichen verwenden kann.

VIIII.

Daß alle Fürsten allein des Papstes Füße küssen.

XII.

Daß es ihm erlaubt ist, Kaiser abzusetzen.

 

 Kaiser Heinrich VI. hat dann knapp 20 Jahre später durch den „Gang nach Canossa“ - eine Selbstdemütigung, die ihn persönlich zum Gespött machte und den schweren Verlust für das numen des Amtes offenlegte -  den Vollzug des Artikels XII noch einmal abwenden können.

Überspitzung und Sturz

Auf einem Konzil an der Rhone, in Lyon, ist es dann geschehen: 172 Jahre nach dem Papstum Hildebrandts,  dem Jahr 0 des „Gottesstaates“ der römischen Theokratie,    im Jahr 1245 läßt ein Papst einen Kaiser absetzen:

Innozenz IV. läßt im Sommer 1245 durch Konzilsbeschluß Kaiser Friedrich II. absetzen, exkommunizieren und ihn als „Ketzer“ stigmatisieren. Ein beispielloser Vorgang.



17.7.1245 ,   Lyon  Konzilsschluß



Wieder Saturn/Neptun, die Schwäche des Vaters /Königs, diesmal als Quadrat, und wieder
Sonne/Pluto, ebenfalls als Quadrat = Sonne als Zentrum und Herrscher verneint vom Verneiner
Pluto samt Familie = Mond 
Saturn empfingt das Resonanzquadrat der Schwäche, von Neptun. Merkur, aus dessen Zeichen, Zwillinge, Neptun  wirkt, steht, in genauer Konjunktion mit dem Ich -Königtum der Sonne auf 1° Löwe. Aber das ist keine Erklärung für den Stoß gegen den Kaiser. Doch  der 17. 7. ist der Tag, an dem Sonne und Pluto in genauer Quadratresonanz verbunden sind. Hier gilt, daß das Quadrat, immer den Streit der Elemente anzeigend, wiewohl  auf höherer Ebene Bündnisse natürlicher Gegner nicht ausschließend.
 Es zeigt sich  die neue Kombination der kommenden Zeit: Die vom Pluto angegriffene  Sonne repräsentiert den Feind: das Königtum Friedrichs (das im Kaisertum enthalten ist).;  aber auch das 'Königtum des Freundes', des französischen Königshauses. Es ist der Bruder des französischen Königs, Karl von Anjou, der 23 Jahre später Konradin, Friedrichs Enkel, den letzten legitimen Staufer in Neapel hinrichten läßt.

Geht es um kaiserliche Dinge ist immer der Blick auf den Saturn zu richten. Saturn ist es, Vater der Welt, der die universalen, die himmlischen Maße auf Erden wahrt, der Gerechtigkeit Schwert, der Barmherzigkeit Mantelsaum. Der Saturn des Jahres 1245 ist in der Neptun-Krise. „Der kranke Kaiser“. Saturn in Quadratresonanz mit Neptun, die Kindwerdung. Saturn /Neptun, der „kindliche“, der wehrlose Vater. Kein unbedingter Grund für einen Kaisersturz eines jungen charismatisch ergreifenden Kaiser, möchte man meinen, aber vielleicht ein zureichender Grund, wenn der Kaiser müde, sein Licht trübe geworden ist. Der Kaiser von 1245 ist nicht mehr der von 1229, der unter päpstlichem Bann zu einem diplomatischen Kreuzzug des Geistes aufbricht,  mit muslimischen Geistlichen diskutiert und der sich zum König von Jerusalem krönt ohne einen Blutstropfen vergossen zu haben, Hohn auf den Blutdruck der alten Männer im römischen Vatikan. Der Friedrich von 1245 ist ein  anderer. 1241 war es ihm noch gelungen die zusammenströmenden Konzilanten auf dem Meer zu verhaften. Aber der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Und 1238 war Friedrich an den Städten endgültig gescheitert, nachdem er ein Jahr zuvor nach einem Triumpf auf dem Schlachtfeld über Mailand ein Gebaren zeigte, das nicht mehr von Weisheit zeugte. Er lehnte den erreichbaren Kompromiß mit Mailand ab und ordnete stattdessen  einen pomphaften Triumpfzug an. Wie hatte fast zweitausend Jahre zuvor Laotse gesagt?

„Große Siege sollen wie ein Unglück begangen werden…“

 Der Transit des Tages von Lyon auf die Königskonjunktion zeigt: Bereinigung durch Auslöschung einer herrschenden Familie, von einem Neptun Quadrat Mond, der der Merkur/Sonne-Macht in Löwe untertan ist.

 

 17. 7. 1245, Lyon

Es erhält Mond den „Besuch“ des Neptun aus  Zwillinge die in der Gestalt von 1007 durch Merkur dem Skorpion gehören, der ganz allgemein die Intelligenz dem Klerus unterordnet.


 Quadrat Mond/Neptun, die „Kindwerdung“ des Schoßes. Mond, Schoß der Mutter, Heimat des Menschen, das Bergende selber,  im „kindlichen“ Zustand,  ohne Verteidigung: das ist Heimatlosigkeit auf Erden.

 Mond ist Heim und Herkunft, Mond ist Dynastie, Mond ist in der Welt-Gegenwart 1245 das  „Haus“ Hohenstaufen, denn Familienmacht war bis dahin kaiserliches numen.

Weltgeschichte und Welthoroskop zeigen die Gleichzeitigkeit von Neptun-Krise am Himmel und Löschung der Tradition eines Hauses. Das aber berührt seltsam: die Löschung kommt aus den Zwillingen. Man würde doch nicht meinen, daß ein 'heiliges Konzil' aus den Zwillingen heraus einen Kaiser, ein Stück Weltordnung, antasten könnte. Zwillinge ist ein Haus in der Zeit, in dem nie ein Standpunkt allein herrscht, sondern immer mindestens zwei. Er ist ein Platz in der Welt in den Wege e münden und von dem Wege ausgehen, er ist Marktplatz und Börse von Gedanken und Dingen. Und das ist das Problem der kaiserlichen Tradition: regiert der Kaiser über den Markt, ist der Bischof sein Mann,  oder es regiert der  Markt über den Kaiser, d.h. der Pöbel regiert sich 'republikanisch' selbst – in letzter Linie  natürlich eine lokal führende Familie, ein führendes „Haus“. So steht der Streit seit Hildebrandt seit dem 11. Jahrhundert, ihn erbte das Haus Hohenstaufen,  den Streit des Lokalen mit dem Universalen, Stadt gegen Reich, Mond gegen Saturn.

 Und das Konzil, Versammlung der geistlichen Väter im Geiste der Weltentsagung, was hatte es mit dem respektlosen Geist der Städter, mit jenem kritischen Witz der den Zwillingen (die immer auch die „andere“ Seite kennen) innewohnt, zu schaffen? Der Blick auf das Welthoroskop zeigt Merkur am „Hof“ des Skorpions. Pluto der Entsagende regiert seit dem Welttag von 1007 auch (und durch) die Weltkinder, die auf diese Weise ein wenig in geistlicher Geiselhaft gehalten sind.

Die Antastbarkeit eines Unantastbaren, eines archetypischen Teils der Welt, des dynastischen Kaisers, zeigt den Machtverlust, den Verlust an numen, an ergreifender Macht des Bildes.

 Das Prinzip (= Neptun/Fische), das „Kind“,  das Ur- und Erste einer Sache, hier der Dynastie,  ist immer ein Zustand von Schwäche in der Gegenwart und alle Fülle und Stärke liegt noch in der Zukunft. Es gibt natürlich in einem Rhythmus von  gut 40 Jahren für jeden Punkt im Tierkreis einen Neptuns -Besuch, also Schwäche und Reinheit und Ur und Anfang.

 Durch den Beschluß des Konzils ist der Kaiser ein Verstoßener und Heimatloser auf dieser Erde, denn, wie hieß es im päpstlichen Diktat von 1075 unter Punkt VI. ?

VI.

Daß wir mit von ihm (dem römischen Bischof) Exkommunizierten unter anderem nicht in demselben Haus bleiben dürfen.

 

Die Darstellung der entscheidenden Krise der Königskonjunktion von 1007, die sich ab Mitte des 11. Jahrhunderts über zweieinhalb Jahrhunderte hinzieht, wäre unvollständig, wenn nicht des Absturzes von Papst Bonifaz des VIII. gedacht würde.

Seine Auseinandersetzung mit dem König Philipp IV. , dem Schönen von Frankreich eskalierte im Laufe von acht Jahren. Sie hatte damit begonnen, daß Philipp sich die Einmischung  Bonifaz‘ in den englisch-französischen Krieg verbat und gipfelte in der päpstlichen Bulle „Unam sanctam“ vom 18.11.1302, in der, wie die Historiker sagen, der päpstliche Weltherrschaftsgedanke die schärfste Ausprägung erhalten hat:

„Die Kirche ist eine Einheit mit dem Haupte Christus, dessen Stellvertreter Petrus und sein jeweiliger Nachfolger ist. Auf Grund von Lk. 22, 38 gibt es zwei Schwerter, von denen das geistliche von der Kirche, das weltliche für die Kirche gebraucht wird. Die geistliche Gewalt steht über der weltlichen. Die Kirche überträgt das weltliche Schwert den Fürsten unter der Voraussetzung, daß sie es »auf den Wink und die Zulassung des Priesters« (ad nutum et patientiam sacerdotis) führen. Wenn das nicht geschieht, hat die geistliche Gewalt die Pflicht, die weltliche zur Rechenschaft zu ziehen. Wer sich der Autorität der geistlichen Gewalt widersetzt, widersetzt sich der Anordnung Gottes; denn es ist heilsnotwendig, dem römischen Bischof untertan zu sein.“

 

Als am 8.9.1302 in einer Kirche von Anagni, unweit von Rom, die päpstliche Bannbulle gegen den französischen König verlesen werden sollte, drang der französische Vizekanzler Guillaume de Nogaret mit Bewaffneten im Morgengrauen des 7.9. in die Stadt ein und nahm Bonifaz gefangen. Zwar wurde er nach zwei Tagen wieder befreit, starb aber nach einem Monat. Seine Nachfolger leiteten dann, so heißt es in der Chronik:

„die Versöhnung, bzw. Unterwerfung des Papsttums gegenüber der französischen Krone ein“[14]

 

deren Ausdruck die knapp siebzig Jahre währende Residenz der Päpste (Bischöfe von Rom) in Avignon war.

Vom Sturz Bonifaz‘ hat sich das Papsttum nie wieder erholt. Was den deutschen kaiserlichen Dynastien versagt blieb, war der französischen gelungen. Die beiden Universalmonarchien, die des römisch-deutschen Kaisertums und die des römischen Bischofs waren beide zugrunde gegangen. Das französische Königtum dagegen begnügte sich im Prinzip  mit einem nationalen Rahmen, und beerbte dafür beide.

Vom machtvollen Kaisertum deutscher Familiendynastien blieb nur ein schwaches Wahlkönigtum übrig, das jeweils der Wahlpartei mit den größten Finanzmitteln zufiel, und das sich dann mehr nominell als real den Kaisertitel zuerkennen ließ.  Das Papsttum aber entwickelte sich zügig in eine Richtung, in der alle Übelstände eines obrigkeitlichen Religionskörpers, gegen die das 10. bis 13. Jahrhundert gekämpft hatte, Urständ feierten:

„ Nicht allein die oberste Stelle, auch alle anderen wurden als weltliches Besitztum betrachtet. Kardinäle ernannte der Papst aus persönlicher Gunst oder um einem Fürsten gefällig zu sein oder geradezu, was nicht selten war, für Geld. Konnte man vernünftigerweise erwarten, daß sie ihren geistlichen Pflichten genügen würden? Sixtus IV. gab eines der wichtigsten Ämter, die Penitenziaria, das einen großen Teil der dispensierenden Gewalt auszuüben hat, einem seiner Nepoten (Verwandten). Er erweiterte dabei die Befugnisse desselben, in einer besonderen Bulle schärfte er sie ein: alle, welche an seiner Rechtmäßigkeit solcher Einrichtungen zweifeln würden, schalt er als Leute von hartem Nacken und Kinder der Bosheit. Es erfolgte, daß der Nepot sein Amt nur als eine Pfründe betrachtete, deren Ertrag er so hoch zu steigern habe, wie möglich.

In diesen Zeiten (spätes 15. Jahrhundert ) wurden bereits, [...] die Bistümer an den meisten Orten  nicht ohne einen großen Anteil der weltlichen Gewalt vergeben: nach den Rücksichten der Familie, der Gunst des Hofes, als Sinekuren ( Pfründe ohne Amtsgeschäfte  ) wurden sie verteilt.“[15]

Das Rad der Generationen antwortete auf diese Degeneration, welche paradoxerweise die kulturelle Renaissance (der Antike) in Italien hervorbrachte, mit der protestantischen Reformation in Nordeuropa, einer machtvollen Aufwallung der Volksfrömmigkeit. Ihr Ergebnis aber war, und mußte sein, die Wiederherstellung des religiösen Urzustandes der Individualisierung der Beziehung eines jeden einzelnen Menschen zum Himmel und damit wurde das Christentum wieder dem ähnlich, was es zu Beginn war, nämlich je einmalige Biographie eines einzelnen Menschen, indem es

„im Unterschied zu anderen Religionen... ein Symbol lehrt, das die individuelle Lebensführung eines Menschen und Menschensohnes zum Inhalt hat und diesen Individuationsvorgang sogar als Inkarnation und Offenbarung Gottes selber auffaßt.“[16] 

(Die Überspitzung nach der Einheitsseite hin hat das Einheitsmoment nicht nur zurückgeführt auf seinen Platz unter anderen, sondern es zerbrochen und die aufgestaute Vieldeutigkeit chaotisch einbrechen lassen. Das Priesterliche Element fehlt uns heute dadurch.

Es zeigte sich, daß das Gottesbild, das die  Astrologie mit ihren zwölf Bildern von der unerkennbaren Einheits- Gestalt Gottes zeichnet,  nur für eine Zeitlang verkürzt werden kann zur 'Einheitsgestalt Gottes' in der Welt. 


Nachwort 

Drei Königskonjunktionen fanden, wie wir gesehen haben, im Erdzeichen Jungfrau statt. Auf 10,1° m -642, auf 3,2° m in 154 n. Chr.  Dann am 1.11.1007. trafen sich Vater Saturn und Sohn Jupiter auf 13,1° m. (Die Frage, wo die Königskonjunktion  davor lagen, möchte ich offen lassen, nicht zuletzt weil in der ersten Hälfte des Jahrtausends vor Christi Geburt in den Chroniken fast jede Jahreszahl nur noch mit einem „um“ oder „nach“ beginnt.)

Insgesamt betrachtet ergibt sich eine  Jungfrauen- Epoche von 642 (-641) v. Chr.  – 2577 n. Chr., das sind 3218 Jahre, die dem Aufstieg dieses Zeichen zum Weltstil un seinem schließlichen Abstieg - oder seiner Sublimierung zur Verfügung stehen. Die Herrschaft über dieses Zeichen und damit über die Weltgestalt dieser Epoche  oblag dem Merkur und seinem Rhythmus. Was heißt das? Darf man dabei außer Acht lassen, daß Merkur neben Jungfrau auch  Zwillinge beherrscht, besser repräsentiert? Merkur ist ja, neben Venus, einer der zwei astrologischen Doppelherrscher unter den Planeten unseres Sonnensystems. Zeigt Zwillinge das neutrale Vermögen des Intellekts an, als einer Funktion, welche die Daten, die die Sinne liefern, mit Hilfe des Sprach- und Rechenvermögens kritisch unterscheidet, nach ihren Tatbeständen unparteiisch  und sachlich sortiert, und die Ergebnisse in Berichten und Erzählungen zugänglich macht,  so äußert sich im Zeichen der Jungfrau das Vermögen  der Bewußtheit des Handelns. Die Welt in welcher Zwillinge „regelt“ (Döbereiner) ist die reale Welt physisch-materieller Tatsachen. Jungfrau hingegen analysiert, artikuliert und nutzt Intellekt uns Unterscheidungsvermögen in der Welt der leidenschaftlichen Lebens- Intensitäten, aus welcher die Welt des Privaten, die geschlechtliche Paarungen, Familien und ihre Vermögen hervorgehen.

Jungfrau ist die Nummer sechs im Tierkreis. Wenn der Nummer Eins bis Vier die stoffliche Welt entspricht, so den Nummern Fünf bis Acht die seelische, und den Nummern Neun bis Zwölf die geistige Welt. So gesehen erscheint die Periode der Jungfrauen-Königskonjunktionen als eine, in der aus der Dreieinigkeit von Stoff, Seele und Geist die Weltgestalt aus der mittleren, der  seelischen Qualität herauszuwachsen berufen ist, jener, die sich in der Ordnung des Tierkreises als mittlerer Vierer in den Gestalten Löwe/Jungfrau/Waage/ Skorpion darstellt.


M N Z V

C X m n

b v c x 



 



[1] Chronik, S. 171.

[2] Vgl. Hans Leisegang, Die Gnosis, Stuttgart 1985.

[3]Unsere westliche Entwicklung von einem primitiven Stand aus wurde plötzlich unterbrochen durch das Eindringen einer Psychologie und Geistigkeit, die einer viel höheren Kulturstufe zugehörten. Unser Fall war nicht so arg wie derjenige der Neger oder Polynesier, die sich mit einemmal der unvergleichlich höheren Zivilisation de weißen Mannes gegenübersahen, aber dem Wesen nach war es das Gleiche. Wir wurden mitten in einem noch barbarischen Polytheismus gestoppt, der ausgerottet oder unterdrückt wurde. Jahrhunderte hindurch und vor nicht allzu langer Zeit. Ich nehme an, dass dieser Umstand dem westlichen Geist eine sonderbare Knickung verliehen hat. Unsere geistige Existenz wurde in etwas verwandelt, was sie noch nicht erreicht hatte und im Grunde genommen noch nicht sein konnte. Und dies ließ sich nur bewerkstelligen durch eine Dissoziation zwischen dem bewussten Teil der Psyche und dem unbewussten. Es war eine Befreiung des Bewusstseins von der Last der Irrationalität und Triebhaftigkeit, auf Kosten der Ganzheit des Individuums. Der Mensch wurde in eine bewusste und eine unbewusste Persönlichkeit aufgespalten. Die bewusste Persönlichkeit konnte domestiziert werden, weil sie vom naturhaften und primitiven Menschen getrennt war. So wurden wir einerseits höchst diszipliniert, organisiert und rational, die andere Seite aber blieb ein unterdrückter Primitiver, abgeschnitten von Erziehung und Kultur.“ C.G. JUNG, G.W. X, S. 577f.

 [4] Borst, Lebensformen im Mittelalter, S. 522, 1973 Frankfurt/M..

[5] Ebd. S. 525.

[6] Allein der Frankenkönig hat sich katholisch taufen lassen alle anderen germanischen Stämme nahmen das Christentum in der Form  des arianischen Bekenntnisses an. Die Fränkische Monarchie wurde damit zur „natürlichen“ Beschützerin der römischen Kirche und ihrer staatlichen Verfassung.

[7]  Ranke, Weltgeschichte Bd. IV, S. 208.

[8] Jakob Burckhard, Die Zeit Konstantins der Großen, S. 263.

[9] ebd.

[10] ebd. S. 265. 61  ebd. S 264.

[12] Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. II, Spalte 310, Hamm 1990.

[13] Pataria hieß der Trödelmarkt in Mailand, Mitbegründer und einer der Führer der Pataria, einer demokratischen Reformbewegung in Mailand war ARIALDUS, Heiliger, * in Cuzago bei Como, † 27.6. 1066 auf einer Insel des Lago Maggiore. - A. stammte aus niederem Adel und war Diakon in Mailand. Er begann in Varese, einem Ort zwischen dem Lago Maggiore und dem Comer See, dann in Mailand selbst gegen das weltliche Leben des Klerus zu predigen. A. wandte sich besonders gegen die Simonie und das Zusammenleben der Priester mit Frauen. Ihm schloß sich Landulf an, ein Mann von hoher rednerischer Begabung. Er gewann auch den Presbyter Anselm, der 1057 Bischof von Lucca und 1061 als Alexander II. Papst wurde. Mit ihnen begründete A. 1056 eine revolutionäre demokratische Bewegung in Mailand, die sich unter dem Einfluß der cluniazensischen Reformgedanken gegen den Mailänder Erzbischof Wido (1046 bis 1071), die Bischöfe und den höheren Adel richtete. Landulf riß die Führung an sich und erregte das Volk gegen die verheirateten Geistlichen, so daß man sie mit Gewalt von den Altären entfernte und ihre Wohnungen stürmte. Der Mailänder Klerus wandte sich an den Papst. Viktor II. veranlaßte eine Bischofsversammlung zu Fontanetum bei Novara, die A. und Landulf bannte. Diese organisierten nun ihre Anhänger als Partei, die die Gegner »Pataria« nannten, wie der Mailänder Trödelmarkt hieß. A. reiste nach Rom und fand bei Stephanus IX. Verständnis und Zustimmung für sein Wirken in der Pataria. Diese erlebte unter Nikolaus II. einen großen Erfolg. Der Papst entsandte im Frühjahr 1059 als Legaten nach Mailand den Kardinal Petrus Damiani und den Bischof Anselm von Lucca. Wido und die Domgeistlichen mußten eidlich der Simonie entsagen. Landulf erlag einem Lungenleiden. A. gewann in Erlembald, dem Bruder des Verstorbenen, einen ausgezeichneten Nachfolger. Bevor er dem Ruf Folge leistete, ging Erlembald nach Rom. Alexander II. überreichte ihm mit kirchlichem Segen ein Banner und bekannte sich damit feierlich zur Pataria. Unter der Leitung Erlembalds wuchs die Pataria und setzte ihre Angriffe gegen den verheirateten und simonistischen Klerus und die Störung der Gottesdienste fort. Wido wurde wegen Rückfalls in die Simonie exkommuniziert. Als er am 4.6. 1066, am Pfingstfest, im Dom gegen seine Exkommunikation vor dem Volk Klage führte, brach ein Tumult aus. Der patarenische Pöbel drang auf ihn ein, mißhandelte ihn schwer und stürmte dann den erzbischöflichen Palast. Wido sprach über Mailand das Interdikt aus, bis A. die Stadt verlassen haben würde. A. räumte das Feld und wurde auf Veranlassung einer Nichte Widos kurz darauf grausam ermordet, aber alsbald als Märtyrer verehrt. Pius X. bestätigte 1904 den Kult. Fest: 27. Juni.

 [14] Chronik, S. 193.

[15] Ranke, Die römischen Päpste, S. 45, Holland 1962

[16] C.G.Jung, Werke X, S. 300.