Mittwoch, 3. März 2010

Anti-Lemming zu Deutschland



Anti Lemming: Deutschland einig Zombieland

02.03.10 11:35
Der Artikel in Malkos Link ist so interessant, dass ich ihn hier - für die Annalen - komplett reinstellen möchte. Außerdem hab ich noch einen süffisanten Schlusskommentar in grün rangehängt ;-)
Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob es sich Deutschland in der heutigen Zeit leisten kann, eine Kanzlerin zu haben, die erklärtermaßen "wenig" von Finanzdingen versteht. Merkel sieht die Krise fälschlicherweise als von Hedgefonds verursacht, die sie deswegen "besser regulieren" will - und übersieht dabei, dass ihre hauseigenen Landesbanken bei den Milliardenspielen selber die größten - und blödesten - Hedgefonds waren.
Merkel ist der ahnungslose Casino-Chef, der Finanzminister der Croupier, die Landesbanken sind die Oberzocker. Das Spielgeld für das Milliarden-Roulette stammt - ungefragt - vom Steuerzahler. Steinbrück und Nachfolger Schäuble helfen den "Hedgefonds-Zombiebanken" nun, die Horror-Verluste mit Bilanztricks zu kaschieren. Diese Versteckspiele sind kaum weniger kriminell als die griechischen EU-Machenschaften. Sobald der SoFFin massiv rote Zahlen schreibt (bald), fällt der Budenzauber in sich zusammen.




Handelsblatt-Interview mit Leo Müller, Experte für Finanzkriminalität. Er arbeitet als Journalist für das  Wirtschaftsmagazin Bilanz in der Schweiz und ist Dozent am Studiengang  Economic Crime Investigation der Hochschule Luzern:

Die spanische Santander verdiente in den Krisenjahren 2007 und 2008 fast 18 Milliarden Euro, während die zehn größten deutschen Banken Ihrer Analyse nach im gleichen Zeitraum 23 Milliarden Euro Verluste schrieben. Sind die deutschen Banker schlechter als die spanischen?

Die deutschen Banken zählen heute sogar europaweit eindeutig zu den Schlusslichtern. Das ist der Preis dafür, dass sich viele deutsche Banken mit Bilanztricks durch die Krise gemogelt haben. Während andere Institute in Europa wie die Nordea oder die Santander blendend durch die Krise gingen, viele andere ihre krisenbedingten Verluste berichtigt und verarbeitet haben, erleben wir nun in Deutschland ein endloses Fiasko. Das Ergebnis: Deutschland hat heute die größten Bad Banks der Welt. Deutsche Banken waren Weltmeister im Täuschen und Tricksen. Deutsche Landesbanken erhöhten ihre Einsätze bei den Verbriefungswetten sogar noch um Milliardensummen, als die anderen bereits ausstiegen. Das war eine gigantische Veruntreuung von Staatsvermögen. Und noch immer verweigern die größten deutschen Banken bei gewaltigen Risikovolumen die Bewertung nach aktuellen Marktwerten. In dieser zweifelhaften Disziplin sind sie ebenfalls Weltmeister.

Bei der Sanierung und Regulierung des Bankensystems gehen die wichtigsten Impulse ebenfalls nicht von Deutschland, sondern von den USA aus. Warum ist die Finanzpolitik so zögerlich?

Wir erleben in Deutschland ein Komplett-Versagen der Finanzpolitik und eine sträfliche Inkompetenz. Da rächt sich die politische Arroganz gegenüber der Wall Street, wie sie von Ex-Finanzminister Peer Steinbrück gepflegt wurde. Unterdessen haben deutsche Finanzpolitiker ihren Landesbanken-Managern erlaubt, dass sie Citibank spielten. Das war grob fahrlässig und es war ein gigantischer Bilanzschwindel.

Aber die Regierung hat doch immerhin die systemwichtigen Banken retten müssen?

Ja, planlos, kopflos und inkompetent. Das Ergebnis: Heute sind die deutschen Rettungsinvestitionen für die Banken höher als die der Amerikaner - in absoluten Zahlen. Und der Trend ist frappierend: Die Amerikaner reduzieren ihre Staatshilfen, die Deutschen fahren sie hoch. Die großen Verlustmeldungen des Soffin-Rettungsfonds kommen noch. Und an jedem Werktag verpulvert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit der verstaatlichten Hypo Real Estate zehn Millionen Euro. Diese Zombie-Bank ist nicht kreditwürdig und nicht überlebensfähig.

Haben die deutschen Politiker zu wenig Distanz - die Kanzlerin hat Josef Ackermann sogar zum Geburtstag eingeladen?


Diese Aufregung über ein Kanzler-Dinner für Ackermann ist typisch deutsch. Selbstverständlich sollten Regierungsmitglieder und Unternehmenschefs hin und wieder ein Glas Wein miteinander trinken. Das ist wichtig, nicht verwerflich. Das Problem ist hier nur: Die Kanzlerin versteht immer noch nichts von den Finanzmärkten - was sie übrigens auch offen zugibt. Und sie hat bis heute nichts zur gründlichen Untersuchung der Systemfehler getan. Andere Länder haben längst ihre Expertenberichte veröffentlicht.

Was muss sich im System ändern?

Die Finanzpolitik muss vor allem dafür sorgen, dass die Bilanzwahrheit wieder hergestellt wird und die Banken mit hinreichend Eigenkapital ausgestattet sind. Das kann die Regierung - wenn sie will - ganz rasch im nationalen Alleingang einführen - wie zum Beispiel die Schweiz.

Aber die Kanzlerin fordert doch strengere internationale Regeln?


Sie faselt von internationalen Abkommen - wie immer, wenn man eine politische Entscheidung auf die lange Bank schieben will. Tatsächlich ist das Auftreten der Bundesregierung in den Gremien ziemlich dreist: Sie redet von besserer Regulierung und fordert - wenn es konkret wird - sogar längere Übergangsfristen und Sonderregeln für deutsche Banken. Und sie fordert liebend gern eine strenge Regulierung von Hedge-Fonds. Auch das ist Augenwischerei: Deutschland hat praktisch keine Hedge-Fonds. [Stimmt nicht: Die Deutsche Bank versucht als Lokalmatador "Goldman" zu spielen (GS ist selber ein Riesen-Hedgefonds), und die Landesbanken äffen der DB blind nach. HSH-Nonnenmacher sagte sinngemäß: "Was der Ackermann kann, das können wir auch". Letztlich spielen also auch die Landesbank-Bürokraten "Hedgefonds". Das Ergebnis sind 380 Mrd. an potenziell faulen Assets, den diese "Landesbanken-Hedgefonds" zu Lasten der Steuerzahler angehäuft haben.  Finanzminister Steinbrück hat, Wallstreets AAA-Lügen blind vertrauend, alles gebilligt.  Nachfolger Schäuble versteckt die Spielschulden nun in Griechen-Manier - bis die Bombe platzt.  A.L.]

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/...ster-im-tricksen;2537104;2
Anti Lemming:

Dass gerade die Deutschen Hauptopfer von GS und Co. wurden, ist kein Wunder.

Die GS-Strategen "sahen", dass die deutschen Banken und Landesbanken (Sparkassen) über riesige Mengen an Spareinlagen verfügten, mit denen sie nichts Gescheites anzufangen wussten. Die Überschüsse spiegeln die Tatsache, dass Deutschland führende Exportnation ist (war?). Was lag da näher, als diesen Rahm abzuschöpfen?

Folgerichtig haben haben die "vereinigten Goldmänner" die Subprime-Strategie ersonnen. Die CDO-Schrott-Bündel waren von Vornherein ein betrügerisches Konstrukt. Um sie deutschen (Landes-)Banken schmackhaft zu machen, mussten sie entsprechend "garniert" werden. Vor allem zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Es mussten Anleihen sein, was die CDOs erfüllten (Anleihen gelten allg. als sichere Anlage).

2. Sie mussten ein "sicheres" AAA-Rating haben, denn Deutsche lieben Sicherheit. Dazu mussten GS und Co. die US-Ratingagenturen vor ihren Karren spannen.

Was in den undurchsichtigen CDO-Tüten genau drin war (Lügnerkredite), interessierte niemanden, solange nur AAA draufgestempelt war. Ziel war das Tauschgeschäft: Nehmt unsere hochverzinsliche AAA-Sicherheit, gebt uns dafür Eure Ersparnisse.

Deutschland wurde das Hauptopfer, weil es beim "Exportweltmeister" am meisten zu holen gab. Die "Tauschprodukte" waren für die Bedürfnisse der deutschen Zielgruppe optimiert. Dabei hatte USA im Grunde gar nichts zu bieten, sondern Deutschland hatte was zu geben. Die synthetischen CDOs sind daher im wahrsten Wortsinn "Kunstprodukte" - geschaffen für einen Geldüberhang, der sehnlichst Rendite suchte und seiner Abschöpfung durch GS harrte.

Die Goldmänner sind immer zu Stelle, wenn es irgendwo zuviel Geld gibt (wie in D. bis 2007) oder irgendwo zu wenig Geld gibt (wie in Griechenland 2009). Dabei wird zuerst pro forma "geholfen", um dann im Nachschlag am Niedergang (Platzen der Subprime-Blase, Staatsbankrott von Griechenland) ein zweites Mal zu verdienen.

Vorteilhaft war in Deutschland auch die potenzielle Ahnungslosigkeit der Käufer bis hin zur Kanzlerin - und der traditionelle Pro-Amerikanismus: Deutsche blicken seit jeher ergriffen zu den Wallstreet-Magnaten auf. Für GS ein "geldwerter Vorteil".